Ergotherapie für Kinder

Die Entwicklung eines Kindes baut sich Stück für Stück auf der Basis bisher gemachter Erfahrungen auf. Kinder greifen auf Erlerntes zurück, festigen dieses und streben nach Neuem, wollen entdecken, erfahren und lernen. Sie sind neugierig und wollen die Welt verstehen. Im Spiel und in der Bewegung lernen sie.

Wird die Lust zu lernen, die Neugier, die „ständige Entdeckungsreise“ unterbrochen, gestört oder ins Ungleichgewicht gebracht, dann versuchen wir durch Spiel, Bewegung und persönliche Beziehung dem Kind (manchmal im wahrsten Sinne des Wortes) auf die Sprünge zu helfen, damit es eigenständig weiter seine Erfahrungen machen kann.

Sensorische Integration bedeutet Verarbeitung und Verknüpfung von Wahrnehmung

Sensorische Integration (SI)

Informationen, die wir über unsere Sinnesorgane aufnehmen, benötigen wir für alltägliche Handlungen. Die frühen Erfahrungen, die wir als Kinder meist spielerisch machen, sind die Voraussetzungen für späteres Lernen.

  • Kuscheln und Toben gibt Informationen über die eigene Körperbegrenzung und die unseres Gegenübers.
  • Die Kopfkontrolle, Robben und Drehen sind Voraussetzungen für die Bauchlage, das Krabbeln, Sitzen und Laufen.
  • Das Spielen im Sand, mit Wasser, Holz oder Steinen lässt uns taktile Erfahrungen über Materialien machen.
  • Das Laufen auf verschiedenen Untergründen lässt uns Erfahrungen machen, auf die wir später ständig zurückgreifen, ohne darüber nachzudenken, z.B. bei Gleichgewichtsreaktionen.
  • Das Wiegen und Schaukeln gibt dem Gleichgewichtsorgan im Innenohr Informationen, die für das Balancieren und Fahrradfahren wichtig sind.
  • Das `Brabbeln´ und Spielen mit Lauten gibt uns Bewegungserfahrungen im Mundbereich, die wichtig sind bei der Produktion von Lauten und Wörtern.
  • Beim Klettern, Seilspringen oder dem „Hampelmann“ sind wir darauf angewiesen, dass verschiedene Leistungen ineinandergreifen, d.h. Bewegungen sind ohne Hinschauen möglich und können koordiniert automatisch ablaufen.
  • Wenn wir am Tisch sitzen, um zu essen, zu malen, zu schneiden oder zu schreiben, sind diese Tätigkeiten nur dann gut möglich, wenn wir nicht zu viel Aufmerksamkeit für das Sitzen selbst aufwenden müssen.

Störung der Sensorischen Integration

Diese ist möglicherweise dann vorhanden, wenn das Lernen und Handeln beeinträchtigt ist.

Das Kind ist z.B. nicht in der Lage, sich auf eine Spielsituation einzulassen, weil es ständig in Bewegung ist, um seinen Körper besser spüren zu können.

Das Kind kann feinmotorische Anforderungen nicht bewältigen, weil es nicht weiß, wie es seine Kraft dosieren soll.

Durch Frustration und mangelnde Ausdauer verliert das Kind die Lust am Lernen.

Mit Hilfe der Sensorischen Integrationstherapie kann herausgefunden werden, in welchem Bereich keine hinreichende Sinnesverarbeitung stattfindet. So kann eine gezielte Förderung einsetzen und die Aufnahme der Sinneswahrnehmung so strukturiert werden, dass eine Vernetzung mit anderen Wahrnehmungsleistungen stattfinden kann.

Visuelle Wahrnehmungsförderung bei Kindern

Die Visuelle Wahrnehmung reift mit der Entwicklung des Kindes.

Die Erfahrungen, die das Kind im Spiel mit seiner Umgebung (dreidimensionaler Raum) macht, entwickeln sich zum visuellen Vorstellungsvermögen auch im zweidimensionalen Raum. 

Räumliche Erfahrungen werden wie Sinneserfahrungen verarbeitet und gespeichert. Das Lernen in der Schule verlangt ein Abstraktionsvermögen vom dreidimensionalen in den zweidimensionalen Raum.

Der Vordergrund muss vom Hintergrund unterschieden werden
(Figur-Grund-Wahrnehmung).

Die Beurteilung der Lage im Raum ist für die Unterscheidung von Buchstaben Voraussetzung
(Raum-Lage-Wahrnehmung).

Die Erfahrungen der räumlichen Beziehungen geben den Präpositionen eine Bedeutung
(Wahrnehmung räumlicher Beziehungen).

So wie andere Wahrnehmungsbereiche ist auch die visuelle Wahrnehmung daran beteiligt, dass ein Kind Handlungsplanung erlernt und sich damit auf den Weg zum selbstständigen Lernen begibt.

Auditive Wahrnehmungsförderung bei Kindern

Hörvermögen und auditive Wahrnehmungsleistungen sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Bei sehr gutem Hörvermögen kann trotzdem eine Störung der auditiven Wahrnehmung vorliegen

wenn z.B.:

  • die auditive Merkfähigkeit eingeschränkt ist und sich das Kind (6 Jahre alt) nicht mehr als 2 Dinge in der richtigen Reihenfolge merken kann
  • Wörter vor Hintergrundgeräuschen nicht wahrgenommen werden können (in der Schule häufig schwierig)
  • die Richtung nicht erkannt wird, aus der jemand spricht
  • ähnlich klingende Wörter nicht unterschieden werden
  • das Kind bei einer Autofahrt nicht zuhören und verstehen kann, wenn es hinten sitzt
  • das Kind nicht in der Lage ist, sich eine mündliche Aufforderung zu merken

Das Kind wird aufgrund dessen mit seinen Fähigkeiten häufig falsch eingeschätzt. Konzentrationsstörungen, schulischer Leistungsabfall, Verhaltensprobleme oder Lese-Rechtschreib-Probleme können die Folge sein.

Nach einer sorgfältigen Diagnose stellen wir einen Therapieplan auf und fördern die auditive Aufmerksamkeit u.a. nach dem Förderprogramm von Andreas Nickisch, Dolores Heber und Jutta Burger-Gartner. Das Computerprogramm „Audiolog“ bietet umfassende Möglichkeiten, die auditive Wahrnehmung zu verbessern.

Grafomotorik bei Kindern

Die Grafomotorik ist die Fähigkeit, mit verschiedenen Schreib- und Malgeräten (Stifte, Pinsel usw.) Zeichnungen, Bilder und Schrift auf das Papier zu bringen.

Dieses Übertragen von grafischen Zeichen und Formen ist ein hochentwickelter Teil der Feinmotorik. Voraussetzung dafür ist eine gut entwickelte Handgeschicklichkeit.

Ist die Grafomotorik nicht altersgerecht entwickelt, haben Kinder u.a. Probleme, auf den Linien zu schreiben, sie drücken den Stift zu fest auf, die Stifthaltung ist nicht korrekt oder verkrampft, grafische Zeichen und Formen (z.B. Schriftbild) können nicht altersentsprechend umgesetzt werden.

Durch gezielte Übungsprogramme, Tipps für Eltern, Kind und Hausaufgaben kann die Grafomotorik durch die Ergotherapie geschult und verbessert werden.

Hausbesuche

Wir machen Hausbesuche.

Wir behandeln unsere Patienten auch in ihrem häuslichen Umfeld, in Kindertagesstätten, in Tageseinrichtungen, in Wohngruppen sowie in Alten- und Pflegeheimen.

Menschen, die aufgrund ihrer Beeinträchtigung Schwierigkeiten haben, die Wohnung zu verlassen oder nur durch erheblichen Aufwand in unsere Praxis kommen könnten, haben so die Möglichkeit durch ärztliche Anordnung Logopädie oder Ergotherapie auch als Hausbesuch verschrieben zu bekommen. Wir kommen zu fest vereinbarten Terminen zu Ihnen nach Hause, so dass die Therapie ohne großen Aufwand stattfinden kann.